SAP räumt Daten-Klau bei Oracle ein
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Europas führender Softwarekonzern SAP hat den unerlaubten Zugang zu Datenbanken seines Erzrivalen in den USA eingestanden. Den Vorwurf der Industriespionage weist SAP-Chef Kagermann zurück. Sein Gegenspieler sieht das ganz anders.
Foto: dpaUnangemessen: Das Herunterladen von Daten beim Konkurrenten Oracle hat SAP-Chef Henning Kagermann bedauert
Eine US-Tochterfirma des Walldorfer Software-Konzerns SAP hat in unangemessener Weise Dokumente von Datenbanken seines Konkurrenten Oracle heruntergeladen. Dies sagte der Chef von SAP, Henning Kagermann. Er wies zugleich Vorwürfe der Industriespionage, die Oracle-Chef Larry Ellison erhebt, zurück. Oracle hat SAP wegen des Verdachts bereits in den USA verklagt. Die SAP-Tochter TomorrowNow habe zwar Wartungsdokumente von Oracle in unangemessener Weise heruntergeladen. Die Muttergesellschaft hat aber keinen Zugriff auf diese Downloads gehabt und damit auch keinen Diebstahl geistigen Eigentums begangen, sagte Kagermann in seiner ersten Erwiderung auf die Klage. Kagermann sagte, die Downloads hätten die Firewall zu SAP nicht passiert. Oracle-Chef Ellison hatte die Klage gegen SAP wegen Diebstahls geistigen Eigentums Ende März bei einem Bezirksgericht in San Francisco eingereicht. Später fügte der US-Konzern um eine Urheberrechtsklage an. Die SAP-Tochter TomorrowNow soll sich danach wiederholt unerlaubt Zugang zu einer Kundenbetreuungs- Website verschafft und von dort Tausende Softwareprodukte sowie anderes vertrauliches Material heruntergeladen haben.
Klage wegen Diebstahls geistigen Eigentums
Oracle, der weltgrößte Anbieter von Datenbanken-Software, hatte SAP vor Kurzem in einer mehr als 50-seitigen Klageschrift in Kalifornien unter anderem auf Schadenersatz, Unterlassung und Herausgabe zu unrecht erlangter Gewinne verklagt. Der US-Konzern wirft SAP vor, der Anfang 2005 von den Walldorfern übernommene kleine US-Software-Anbieter TomorrowNow habe geistiges Eigentum gestohlen. SAP hält mehrere der Vorwürfe für unbegründet. Ich bin auch sehr enttäuscht, dass Oracle uns nicht darauf angesprochen hat, sondern direkt vor Gericht gegangen ist, sagte Konzernchef Kagermann. Das Programm zur Kundenabwerbung von Oracle (Safe Passage Programme) werde weiter laufen. TomorrowNow ist seit Jahren als Dienstleister auch für Oracle-Kunden tätig. Weiterführende links
Diebstahl in großem Stil Goldene Zeiten für Industriespione SAP wird sich gerichtlich gegen Oracle-Klage wehren Das Wunderkind verläßt SAP Die SAP-Tochter soll sich laut Klage über Monate hinweg mit zum Teil falschen Angaben den Zugang zu einer Internetseite des Oracle-Kundendienstes verschafft haben und so Tausende von urheberrechtlich geschützten Programmen und Softwarecodes zum eigenen Vorteil heruntergeladen haben. SAP scheint praktisch jede Datei in jeder Bibliothek heruntergeladen zu haben, heißt in der Klageschrift. Die Programmcodes seien dann an die eigene Kundschaft gegen Entgelt weitergegeben worden.
SAP-Chef hält Vergleich mit Oracle für möglich
Oracle wirft dem SAP-Vorstand um Henning Kagermann vor, er habe den Software-Diebstahl durch die Tochter TomorrowNow angestoßen und stets gebilligt. Dadurch sei Oracle ein nicht wieder gutzumachender Schaden entstanden, da auch Kunden zu SAP abgewandert seien. Schlagworte
Industriespionage Klage SAP Oracle Henning Kagermann Für mich ist selbst ein einziger unangemessener Download inakzeptabel und wir bedauern diesen Vorfall sehr, sagte Kagermann. In dem Streit mit Oracle hält SAP auch einen Vergleich für möglich. Das Gericht wird von uns verlangen, alle Optionen in Betracht zu ziehen, sagte Kagermann. Infolge eines Vergleichs sind bei Vorwürfen von Industriespionage häufig ausgleichende Zahlungen fälllig. SAP werde nun mit dem US-Justizministerium zusammenarbeiten, das die Vorlage gewisser Dokumente verlangt habe. Zudem habe der Konzern die Managementstrukturen von TomorrowNow geändert, um eine korrekte Unternehmensführung sicher zu stellen. Daten-Klau