德国为德国总统举行离职仪式 (图)




Horst Köhler: Großer Zapfenstreich zum Abschied
Artikel empfehlen | 15.06.2010 Simone Heiland

Alt-Bundespräsident Horst Köhler lässt sich nach seinem Rücktritt vom Amt feierlich verabschieden - Hätte er besser darauf verzichten sollen?



Es ist erst zwei Wochen her, dass Horst Köhler, mit Ehefrau Eva an der Hand, in seinem Amtssitz Schloss Bellevue in Berlin vor geladener Presse und wenigen Mitarbeitern ans Rednerpult trat und seinen eigenen Rücktritt verlas. Mit sofortiger Wirkung. Dem deutschen Volk stockte der Atem, als es kurze Zeit später davon erfuhr. Groß und Klein, Jung und Alt befand sich noch im Lena-Rausch. Und dann das. Manche hielten die Nachricht für einen schlechten Scherz. Anderen verschlug es regelrecht die Sprache. Nach der ersten Schockstarre erfuhr Horst Köhler von Bürgerseite enormes Verständnis für sein Handeln. Und in der Regierung, von der viele sagen, es sei gar keine mehr, brach das emotionale Chaos aus und gipfelte in verbaler Verwirrung mit gegenseitigen Beleidigungen. Die gab es zwar zu jeder Zeit, aber heutzutage werden sie freilich ganz anders transportiert. Von Wildsäuen und Gurkentruppe war da die Rede. Und selbst Köhler-Kritiker begannen, dessen Entscheidung von Herzen zu akzeptieren.

Großer Zapfenstreich für einen aufrechten Präsidenten
Öffentlich geäußert hat er sich bis heute nicht, sieht man mal von der allgemeinen Begründung ab, die sich auf seine missverstandenen, weil missverständlichen Bemerkungen zu Afghanistan bezogen haben. Diese Begründung halten viele Beobachter der Szene für vorgeschoben. Lüftet Horst Köhler heute sein Rücktritts-Geheimnis?, fragt drum auch die Bild-Zeitung am Tage des Großen Zapfenstreichs. Am Abend des 15. Juni 2010 wird Horst Köhler ganz offiziell aus dem Amt des Bundespräsidenten verabschiedet und damit aus allen Diensten entlassen. Er war der neunte seiner Zunft und nach Heinrich Lübke der zweite Präsident, der sich selbst die Kündigung ausgesprochen hat. Das Novum bei Köhler war, dass er es mit sofortiger Wirkung tat. Da war zunächst gar nicht klar, ob das verfassungsrechtich überhaupt geht. Scheinbar schon, denn man hat nichts mehr gehört. So wie es überhaupt sehr schnell sehr ruhig um den ehemaligen Bundespräsidenten wurde, der im Volk beliebt war und als aufrecht, bodenständig und bürgernah galt.

Wulff ist 50, Gauck ist 70: Wenn der Vater mit dem Sohne
Am 31. Mai war alles vorbei für ihn. Am 30. Juni ist die Wahl des zehnten Bundespräsidenten. Am 3. Juni präsentierte Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff, der exakt 24 Stunden bevor Köhler ans Rednerpult trat, noch auf dem Flugfeld von Hannover Lena küsste, den gemeinsamen Kandidaten fürs freigewordene Amt von CDU, CSU und FDP. Am 7.Juni hielt die SPD mit Joachim Gauck dagegen. Die Linke schickt die Journalistin Luc Jochimsen ins Rennen, deren Chancen von vornherein als aussichtlsos gelten. Aber zwischen Wulff und Gauck wird es spannend werden. Wulff ist 50, Gauck ist 70. Sie könnten Vater und Sohn sein. Beide sind zuverlässige, authentische Persönichkeiten. Der eine wirbt mit seiner Jugend. Der andere mit seiner Erfahrung. Beide haben ihre Fans. Wulff sagt: Wenn ich\'s nicht werde, wird es Gauck. Und Gauck sagt: Wenn es nicht klappt, werde ich mich künftig trotzdem einbringen.

Hätte Köhler auf den Zapfenstreich verzichten sollen?
Doch zuvor gilt es erst einmal, den Weg ins Schloss Bellevue gänzlich frei zu machen. Horst Köhler, der so fliuchtartig das Schloss verließ, und dabei doch so traurig, fast verzweifelt wirkte, sagte auf die Anfrage von Jens Böhrnsen, Bremens Bürgermeister, der als Interims-Präsident in Bellevue die Stellung hält, auf die Frage also, ob er eine Verabschiedung mit Zapfenstreich wünsche, offenbar sofort zu. Passt das zusammen? Gewiss, Köhler hat sein Amt sechs Jahre lang hervorragend ausgefüllt. Doch wäre es in dieser Situation nicht konsequent gewesen, auf den Großen Zapfenstreich zu verzichten? Und was wird in den Köpfen derer vorgehen, die sich, respektive ihm, am Abend die Ehre geben: Merkel, Westerwelle, Gabriel und Co.? Was für ein seltsames Spiel. Es passt zu der Zerrissenheit, die überall zu spüren ist. Es wirkt wie ferngesteuert und es fällt schwer, der ganzen Zeremonie mit dem üblicherweise gebotenen Respekt zu begegnen. Das kann ja heiter werden, titelt eine Zeitung. Heiter wird es sicher nicht. Eher lächerlich.

Bedeutung und Tradition des Großen Zapfenstreichs
Der Große Zapfenstreich ist Teil der in der deutschen Bundeswehr gepflegten Militärtradition und wird heute insbesondere zur Ehrung von Persönlichkeiten vorgenommen. Er geht in seiner heutigen Form auf den Großen Zapfenstreich zurück, der zu Ehren des russischen Zaren Nikolaus I. am 12. Mai 1838 in Berlin aufgeführt wurde. Der Name Zapfenstreich stammt aus der Zeit der Landsknechte. Ende des 16. Jahrhunderts wurde erstmals mit dem Zapfenschlag das Signal zur Nachtruhe gegeben. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts fand der Zapfenstreich mit einem kurzen Abendlied seinen Ausklang. Danach folgt das Gebet Ich bete an die Macht der Liebe in Form des gleichnamigen Musikstücks. Der Große Zapfenstreich wird nach der Nationalhymne durch die Abmeldung bei der zu ehrenden Persönlichkeit beendet. Diese darf sich zum Abschied eine Melodie wünschen. Im Falle Horst Köhlers soll es ein Blues sein.



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